Reflektionen zu Bibelversen



1. Petrus 5, 7

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.





Wenn einem alle hochfliegenden Pläne und Hoffnungen schon in der Planungsphase
zunichte gemacht werden, könnte man denken, man sei von Gott verlassen.
Wie soll man sich da wieder aufraffen?

So ging es einem jungen Mann namens Georg Neumark, der sich im Jahre 1640
aus Gotha auf den Weg nach Königsberg machte, um dort zu studieren.
Königsberg war damals einer der wenigen Orte, der von den Wirren des
Dreißigjährigen Krieges kaum berührt war.

Leider wurde Neumark schon auf dem Weg zum Ort seiner Hoffnung überfallen
und ausgeraubt. Kleidung, Bücher, Geld – alles ging verloren.
Auf der Suche nach einer Arbeit, mit der er sich am Leben erhalten konnte, irrte er durch
Norddeutschland. Über Magdeburg, Lüneburg und Hamburg verschlug es ihn nach Kiel.

Er hatte nichts bei sich als die Kleider, die er anhatte.
Später schrieb er über diese Zeit: „So wurde ich so melancholisch,
dass oftmals ich des nachts in meiner Kammer den lieben, barmherzigen Gott
mit heißen Tränen knieend um Hilfe anflehte.“

Da wurde in Kiel überraschend die Stelle eines Hauslehrers frei.
Der bisherige Amtsinhaber hatte sich aus dem Staub gemacht.
Die Stelle fiel Georg Neumark zu.
Aus Dankbarkeit schrieb er noch am selben Tag dieses weltberühmte Lied:

Wer nur den lieben Gott läßt walten,
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten,
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott dem Allerhöchsten traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.

Es ist eines der wenigen Kirchenlieder, die wirklich aus einem Guss sind,
weil Text und Melodie von derselben Person sind. Obwohl das Lied Hoffnung weckt,
klingt doch die Melancholie noch durch, die Georg Neumark in seiner schwierigen
Situation durchlebt hat.

Aber warum auch nicht? Warum sollten die Leiden an Christen spurlos vorüber gehen?
Vielleicht wirkt das sogar ehrlicher, wenn man wirklich spürt, dass jemand diese Gefühle
nicht unterdrückt, sondern ihnen auch ihre Zeit und ihren Raum lässt.

Dann wirken auch solche Worte viel stärker:

Denk nicht in deiner Drangsalshitze,
dass du von Gott verlassen seist
und dass ihm der im Schoße sitze,
der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein Ziel.

Das ist nichts anderes als eine kurze Zusammenfassung von Psalm 37,
in dem es um „Das scheinbare Glück des Gottlosen“ geht, das für den Gläubigen
immer wieder eine Herausforderung darstellt.
Wir sind in solchen Situationen immer wieder versucht zu denken,
wir seien von Gott verlassen und andere hätten es viel besser.

Aber dieser Gedanke täuscht, das kann ich Ihnen versichern.

Georg Neumark hat später noch ein erfülltes und erfolgreiches Leben gehabt.
Aber es ist doch bemerkenswert, dass wir ihn heute vor allem wegen dieses Liedes kennen.

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, können Sie das Lied hier jetzt hören.

Sigmar von Blanckenburg
Bibel.TV





Wer nur den lieben Gott lässt walten

Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.

Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.

Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser's Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

Er kennt die rechten Freudenstunden,
er weiß wohl, wann es nützlich sei;
wenn er uns nur hat treu erfunden
und merket keine Heuchelei,
so kommt Gott, eh wir's uns versehn,
und lässet uns viel Guts geschehn.

Denk nicht in deiner Drangsalshitze,
dass du von Gott verlassen seist
und dass ihm der im Schoße sitze,
der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein Ziel.

Es sind ja Gott sehr leichte Sachen
und ist dem Höchsten alles gleich:
Den Reichen klein und arm zu machen,
den Armen aber groß und reich.
Gott ist der rechte Wundermann,
der bald erhöhn, bald stürzen kann.

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.



Psalm 37

Von Gott gehalten
1 Von David. Entrüste dich nicht über die Unheilstifter und beneide nicht die Menschen,
die Böses tun!
2 Denn sie verdorren so schnell wie Gras, wie Blumen welken sie dahin.
3 Verlass dich auf den Herrn und tue Gutes! Bleibe in Israel, dem verheißenen Land,
und halte dich immer an die Wahrheit!
4 Freue dich über den Herrn; er wird dir alles geben, was du dir von Herzen wünschst.
5 Vertrau dich dem Herrn an und sorge dich nicht um deine Zukunft!
Überlass sie Gott, er wird es richtig machen.
6 Dass du ihm treu bist, wird dann keiner mehr leugnen können;
dass du Recht hast, wird für jeden sichtbar sein.
7 Sei geduldig und warte darauf, dass der Herr eingreift! Entrüste dich nicht,
wenn Menschen böse Pläne schmieden und ihnen dabei alles gelingt!
8 Lass dich nicht von Zorn und Wut überwältigen, denn wenn du dich ereiferst,
gerätst du schnell ins Unrecht.
9 Wer Böses tut, den wird Gott ausrotten.
Wer jedoch dem Herrn vertraut, der wird das Land besitzen.
10 Es dauert nicht mehr lange, dann ist es mit den Bösen aus und vorbei!
Wo sind sie geblieben? Nicht die Spur wirst du noch von ihnen finden!
11 Doch alle, die auf Gewalt verzichten, werden dann das Land besitzen
und ihr Glück kaum fassen können.
12 Zähneknirschend planen die Gottlosen Böses gegen alle, die Gott die Treue halten.
13 Der Herr aber lacht über sie, weil er weiß: der Tag der Abrechnung kommt!
14 Gewissenlose Leute zücken ihr Schwert und spannen den Bogen.
Sie wollen die Unterdrückten und Wehrlosen töten und alle beseitigen, die aufrichtig sind.
15 Doch ihr Schwert dringt ihnen ins eigene Herz, und ihre Bogen zersplittern.
16 Lieber wenig besitzen und tun, was Gott will, als in Saus und Braus leben und Gott verachten.
17 Denn der Herr lässt machtgierige Menschen scheitern, aber er kümmert sich liebevoll
um alle, die ihm treu bleiben.
18 Tag für Tag sorgt er für sie; das versprochene Land bleibt für immer ihr Besitz.
19 In Zeiten der Not werden sie nicht umkommen. Sogar dann, wenn Hunger herrscht,
macht der Herr sie satt.
20 Die Gottlosen jedoch gehen zugrunde. Die Feinde des Herrn verschwinden so schnell,
wie Wiesenblumen verblühen; wie Rauch werden sie vergehen.
21 Der Gewissenlose leiht sich Geld und zahlt es nicht zurück.
Doch wer Gott gehorcht, ist freundlich und schenkt gerne.
22 Menschen, die Gott segnet, werden das Land besitzen; ausrotten aber wird er alle,
auf denen sein Fluch liegt.
23 Wenn ein Mensch seinen Weg zielstrebig gehen kann, verdankt er das dem Herrn, der ihn liebt.
24 Und wenn er einmal fällt, bleibt er nicht am Boden liegen, denn der Herr hilft ihm wieder auf.
25 Ich bin nun ein alter Mann; doch in meinem langen Leben traf ich niemanden, der Gott liebte
und dennoch von ihm verlassen wurde. Auch seine Kinder mussten nie um Brot betteln.
26 Im Gegenteil: Immer konnte er schenken und ausleihen,
und auch seine Kinder wurden von Gott gesegnet.
27 Geh dem Bösen aus dem Weg und tue Gutes, dann werden deine Nachkommen
für immer im verheißenen Land wohnen.
28 Denn der Herr liebt Gerechtigkeit und lässt keinen im Stich, der ihn ehrt.
Für alle Zeiten beschützt er ihn, aber die Nachkommen der Gottlosen wird er vernichten.
29 Alle, die Gott vertrauen, werden das Land besitzen und es für immer bewohnen.
30 Wer sich ganz auf Gott verlässt, dessen Worte sind weise und gerecht.
31 Die Gebote seines Gottes trägt er in seinem Herzen, darum kommt er nicht vom richtigen Weg ab.
32 Wer sich jedoch gegen Gott durchsetzen will, der nutzt jede Gelegenheit,
um gerechte Menschen aus dem Weg zu räumen.
33 Aber der Herr lässt nicht zu, dass sie in seine Hände fallen und unschuldig verurteilt werden.
34 Hoffe auf den Herrn und tue, was er dir sagt! Dann wirst du zu Ehren kommen,
und er wird dir das verheißene Land schenken. Du wirst sehen, wie er die Gottlosen ausrottet.
35 Ich sah einen gottlosen Menschen, einen Tyrannen, der war mächtig wie ein tief
verwurzelter Baum, der alles überragt.
36 Später kam ich wieder vorbei, und er war weg.
Ich suchte nach ihm, doch er war spurlos verschwunden.
37 Achte auf die Menschen, die aufrichtig und ehrlich sind!
Du wirst sehen: Auch in Zukunft werden sie in Frieden leben.
38 Doch wer sich von Gott lossagt, der wird umkommen; seine Zukunft ist der Tod.
39 Der Herr steht denen bei, die sich nach seinem Willen richten.
Er tröstet und stärkt sie in Zeiten der Not.
40 Bei ihm finden sie Hilfe und Rettung; ja, er rettet sie vor den Gottlosen und
steht ihnen zur Seite, denn bei ihm haben sie Zuflucht gesucht.